WIR ÜBER UNS

Als sich vor 100 Jahren ein paar Dutzend Männer zusammenfanden und die Gemeinnützige Wohnstättengenossenschaft Bad Oldesloe gründeten, zählten die Initiatoren noch zu den Pionieren auf diesem Betätigungsfeld. Denn vor der Jahrhundertwende begann die erste Blütezeit der Baugenossenschaften.

In Schleswig-Holstein existierten zwar schon einige dieser Selbsthilfevereine, doch eine Selbstverständlichkeit war dies - insbesondere im Wohnungsbau - noch lange nicht.

Gründerfoto

Aus heutiger Sicht könnte die noch geübte Zurückhaltung verwundern, denn die Notstände in der Wohnungsversorgung waren nicht zu übersehen. Nicht nur, dass nicht ausreichend viele Wohnungen existierten, auch die bestehenden Wohnungshäuser gaben zur Sorge Anlaß: In vielen Fällen mangelte es an hygienischen und damit gesunden Wohnraumbedingungen.

Als treibende Kraft der aus der Tiefe gehobenen Bad Oldesloer Wohnstättengenossenschaft - rechtlicher Vorläufer war der Bau -  und Sparverein - erwies sich der Gutsbesitzer und Rechtsanwalt Dr. Paul Krueger. In der örtlichen Presse beklagte sich der sozial engagierte Kämpfer den notorischen Mangel an mittelgroßen Arbeiterwohnungen in der Stadt. Zugleich verwies er im Stormarner Landboten auf die hervorragenden Erfahrungen, die bereits bestehende Wohnungsbaugenossenschaften im In- und Ausland gemacht hatten.

Rechtsanwalt Dr. Paul Krueger

Krueger lud deshalb am 6. März 1898 ins Oldesloer "Tivoli" ein, seinerzeit eines der führenden Hotels der Stadt. Vor rund 100 Zuhörern fasste er in drei Kernpunkten zusammen, weshalb die Gründung eines Bau- und Sparvereins so dringend notwendig war.

So herrsche in Bad Oldesloe eine so große Wohnungsnot, dass eine größere Anzahl angestellter Bahnbeamter in der umliegenden Gegend untergebracht werden musste. Diesem Mangel müsse dringend abgeholfen werden.

Dabei unterstütze die staatliche Arbeiter-Versicherungs-Anstalt in Kiel wohlwollend Selbsthilfe-Organisation und belieh die Immobilien bis zu drei Vierteln des Grundstücks- und Gebäudewertes. Da der Zinssatz mit 3 Prozent sehr günstig sei, bekäme man auf diese Weise billiges Baugeld.
Außerdem machte er auf sein Hauptanliegen aufmerksam: Das Interesse für das geistige und materielle Wohl der Arbeiter erfordere es, für sie ein "gemütliches Heim" zu schaffen.

Krueger konnte überzeugen. Bereits zwei Wochen später konstituierte sich, wiederum im "Tivoli", der Bau- und Sparverein Oldesloe. Der eigens aus Kiel angereiste Landesversicherungsrat Hansen, als Begründer von Wohnungsbauunternehmen in Schleswig-Holstein mit hoher Kompetenz ausgestattet, gratulierte mit selbstloser Freude.

Es herrschte Aufbruchstimmung. Jedes der 47 schon eingetragenen Mitglieder wollte seinen Beitrag zur selbst gestellten sozialen und gemeinnützigen Aufgabe beitragen. Die Kluft, die heute zuweilen zwischen den sozialen Schichten in Gesellschaft und Unternehmen feststellbar ist, kannten die Gründer nicht. Beleg findet dies in der Zusammensetzung der wichtigsten Organe der Genossenschaft.
An die Spitze des Vorstandes wurde von den neuen Gesellschaftern H. Körting, ein Zimmermann gewählt, auch sein Stellvertreter, H. Baumann, entstammte derselben Zunft. Unterstützt wurden die Herren von Bürovorsteher Harmsdorf, Malermeister Gelpke, Stadtrat Heinrich Grude, dem Arbeiter J. Stoffels und schließlich dem Rechtsanwalt und Gutbesitzer Dr. Paul Krueger.

Ein noch breiteres soziales Spektrum bot sich im ersten gewählten Aufsichtsrat.
Dort anzutreffen waren vom Bürgermeister über den örtlichen Goldschmied und aktiven Physikus ebenso Facharbeiter als auch ungelernte Arbeitskräfte.


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